Wandel, Erwachen und Erneuerung

Mit bunten Farben erstrahlst du am Himmelstor,
und deckst die schwarze Hülle auf,
machst wach und fährst mit roten Rossen
auf gut geschirrtem Wagen einher.

Rings aufleuchtend und in ein helles Kleid gehüllt,
unsterbliche Göttin auf lichtem Wagen.
Uralt, doch immer jung, allen Wesen zugewandt,
bringst hervor das aufsteigende Licht.
Erhabene Göttin, die sich hellrot erhebt nach heiligem Recht,
Morgenröte und Lebenskraft bringend;
Ostara, Deinem Wachen gehe ich mit Gaben froh entgegen.

Gewöhnlich wird Ostara als ein junges und schönes Mädchen beschrieben und ohne Zweifel ist sie das. Dennoch bleibt sie zeitlos und es wird von ihr gesagt, dass sie stets wiedergeboren wird und die Wege der vergangenen Morgenröten wandelt. Sie ist alt und doch ewig jung und unsterblich.

Nach den langen Wintermonaten, in denen das Leben wie tot in dunkler Erde ruhte, gewinnt alles wieder an Kraft und fängt an zu wachsen – begleitet von der jungen Frühjahrssonne, die in allmorgendlicher Röte erwacht. Auch im Herbst erreicht sie wieder ihren östlichen Punkt, aber hier ist sie nicht mehr das junge Licht, das mit ihren wärmenden Strahlen die Saat aktiviert und die Lebenskräfte der fruchtbaren Erde entfaltet. Eostra – Austrô – Ostara ist jene, die im neuen Jahreskreis erstmals den Frühlingspunkt erreicht.

Auf eisigem Grund fährt dein Wagen ein,
erweckt alle Wesen und schafft neues Leben.
Das Dunkel ist nun vergangen, Licht kommt herbei.
Die Morgensonne machst du frei und den Weg zum Wandeln.
Wir sind dahin gelangt, wo sich das Leben fortsetzt.

  • Ostara öffnet täglich die Pforten des Himmels und fährt auf einem reich geschmückten Wagen daher.
  • Sie erweckt alle Wesen und schafft überall neues Leben.
  • Sie trägt ein helles Gewand und vertreibt in früher Morgenstunde die Dunkelheit.
  • Sie wird als Bringerin der täglichen Morgenröte und des Lichts verehrt.
  • Sie ist das, was das Leben antreibt, Dinge in Bewegung setzt, die Dunkelheit vertreibt und damit alle darin verborgenen Dinge aufdeckt.

In früheren Vorstellungen lagen die beiden Gewalten des Winters und des Sommers in einem fortwährenden Wettstreit: die lichte, fruchtbare Lebenskraft musste den dunklen, alles erstarrenden Winter besiegen. Unter damaligen Lebensbedingungen konnte der Winter existenzbedrohende Auswirkungen haben. Die erwachende Sonnenkraft, die der Erde Leben und Fruchtbarkeit zurückbringt, stellte man sich als junge Frau vor, als wiederkehrende weiße, ja hellstrahlende Göttin. Ihr heiliger Baum ist die Birke.

Es sind wunderschöne Momente, am frühen Morgen durch die Wiesen, am Waldesrand oder an anderen schönen Orten entlang zu gehen. Gerade in dieser Zeit gehe ich morgens gerne laufen und genieße es, wenn die ersten Sonnenstrahlen hellrot im Nebel der Felder und dem dahinter liegenden Wald aufgehen. Jetzt ist ja gerade dieser Übergang zwischen Winterstarre und frühlingshafter Aufbruchstimmung. Nachts ist es teilweise noch empfindlich kalt, während die Temperaturen tagsüber schon in den zweistelligen Bereich klettern. Irgendwie ist es nicht mehr so richtig eisig, aber auch noch nicht so warm, dass richtig Frühling wäre. Man muss sich bewusst machen, dass gerade diese Phase  – die Zeit der Ostara –  neue Lebenskräfte, Ideen und Vorhaben erwachen lässt, die dann ins Sigrblót übergehen, dann während des Sommers gedeihen und reifen und im Herbst zur Ernte kommen. 

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