Ostara – Frühlingserwachen und die Rückkehr des Lichts

Leuchtend tritt Eostre aus dem Morgengrau empor

Rings aufleuchtend und in ein helles Kleid gehüllt, unsterbliche Göttin auf lichtem Wagen. Uralt, doch immer jung, allen Wesen zugewandt bringst hervor das aufsteigende Licht.

Frühlingsstürme, Schnee, Regen und Sonnenschein – die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf. Jetzt fängt das Samenkorn an, aus dem dunklen Grund zu sprießen und sichtbar zu werden. Die Weiden und Hasel blühen und die ersten Frühlingsboten, Schneeglöckchen und Schlüsselblumen, zeigen sich in ihrer zarten Schönheit. Der Frühling gewinnt an Kraft und alles fängt an zu wachsen.

Naturerwachen…

Ostara ist das Fest des Frühlings, das zur Tagundnachtgleiche um den 20. März gefeiert wird. Es markiert den Moment, an dem Tag und Nacht gleich lang sind und symbolisiert das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf. Benannt nach der germanischen Frühlingsgöttin Ostara, steht dieses Fest für Erneuerung, Fruchtbarkeit und den Kreislauf des Lebens.

Mit dem zunehmenden Licht kehrt Sóls Sonnenwärme in unsere Welt Midgards zurück, die ersten Blumen blühen und Tiere erwachen aus ihrem Winterschlaf. Es ist eine Zeit des Neubeginns, in der Samen gesät werden – sowohl in der Erde als auch im übertragenen Sinne in unserem Leben. Traditionen wie das Färben von Eiern, das Entzünden von Feuern oder das Schmücken mit Frühlingsblumen sind mit diesem Fest verbunden. Vor allem aber erinnert uns Ostara daran, dass nach jeder Dunkelheit neues Licht kommt und wir stets die Möglichkeit haben, neu zu beginnen.

In der frühen Ostara-Morgensonne im wiedererwachenden Torfmoor

Asentr.eu Frühjahrsblót

Setze den Keim für Glück und Wohlergehen im neuen Jahreskreis

Ihr schönen Eisigen im Frostgewand, schont weder Kraut noch Gras!
Was ihr berührt mit eis’ger Hand, wandelt ihr in starres Glas.
Wege und Wiesen sind zugedeckt, und der Himmel selbst verhangen,
Alle Steine sind versteckt, alle Weiten eingegangen.
Und Nerthus verharrt auf Wiederkehr.

Nicht ohne Grund nannte man den ersten Monat im Jahreskreis Hartung, den Eismond – die Zeit der Kälte und des hartgefrorenen Schnees. Doch schaut der Monat Januar (benannt nach Janus, dem doppelgesichtigen Gott des Aus- und Einganges) nach zwei Seiten, nämlich vorwärts und rückwärts, also mit einem Gesicht ins neue, mit dem anderen ins alte Jahr.

Hellgrün der Übergang in den neuen Jahreskreis

Und somit verbindet sich mit dem Eintritt in den neuen Jahreskreis auch der dringende Rat zu überlegen, was man erreichen möchte und wonach man trachtet. Übrigens ein altes und etymologisch schönes Wort = trachten als „bestrebt sein, beabsichtigen, etwas Bestimmtes zu erreichen, zu erlangen suchen“, althochdeutsch trahtōn, altsächsisch gitrahton als „betrachten, nach etwas streben“ altenglisch trahtianerklären, erörtern, betrachten“ und entlehnt aus lateinisch tractāre „behandeln, betreiben, sich mit etwas beschäftigen“.  Kurzum welche Ziele man sich persönlich vornimmt, um den Keim für Glück und Wohlergehen zu setzen.

Heil und Wohlergehen im neuen Jahreskreis

Denn so ist der altnordische Ausdruck „til árs ok friðar – heill í nýju ári“ zu erklären, der wörtlich übersetzt „für Jahr und Frieden – Glück im neuen Jahr“ bedeutet und als traditioneller heidnischer Segenswunsch verwendet wurde, um ein gutes und heilvolles neues Jahr und Frieden für die kommende Zeit zu wünschen.

  • heill bedeutet Glück, Wohlstand und Gedeihen
  • ár bedeutet Jahr und symbolisiert in diesem Zusammenhang ein fruchtbares, glückliches Jahr
  • friðar ist der Genitiv von friðr , was Frieden bedeutet

Der vollständige Satz lässt sich sinngemäß so interpretieren: Möge das neue Jahr fruchtbar, friedlich und heilbringend sein.

Winter 2023

Disen und Alfen in der nordischen Mythologie

Daher passt jetzt auch gut in die Zeit, den vielschichtigen Wesen der Alfen und Disen etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Traditionell wurde ihnen speziell an den Übergängen der Vegetationszeit, also der Zeit zwischen Winter und Frühjahr und der Zeit zwischen Herbst und Winter Verehrung entgegengebracht. Wobei die Alfen häufig als die ursprünglichen Bewohner/Besitzer eines Grundstücks, Hofes, Gartens, Land- oder Waldstücks angesehen wurden. Und Disen galten als weibliche Schutzgeister und Schicksalswesen. Ihre genaue Funktion und Rolle variieren je nach Quelle, aber sie stehen in enger Verbindung zu Familie, Fruchtbarkeit, Schutz und Schicksal.

Schutz und Segen

Die Disen gelten als Schutzgeister für Familien und Sippen. Sie wachen über ihre Angehörigen und können sie vor Gefahr bewahren. Oft werden sie als wohlwollende Geister angesehen, die Glück und Fruchtbarkeit bringen.

Verbindung zu den Nornen

Die Disen stehen im Austausch mit den Nornen, die das Schicksal der Menschen weben. Ihr Aufgabenbereich überschneidet sich vor allem in Bezug auf die Lebensführung und das Schicksal.

Fruchtbarkeit und Ernte

In einigen Überlieferungen stehen die Disen mit Fruchtbarkeit und Landwirtschaft in Verbindung, ähnlich wie andere weibliche Gottheiten wie Freyja oder Frigg.

Das Disenfest (Dísablót)

Zu Ehren der Disen wurde das Dísablót gefeiert, ein Opferfest, das wie bereits erwähnt an den Übergängen Herbst/Winter und Winter/Frühjahr abgehalten wurde. Es diente dazu, ihren Schutz zu erbitten und sie um Fruchtbarkeit und Erfolg zu bitten.

Kriegerische Aspekte

In einigen Texten wird sogar erwähnt, dass die Disen auch als Kriegergeister auftreten können. Sie ähneln hierbei den Walküren, die ebenfalls über Leben und Tod auf dem Schlachtfeld entscheiden.

Ein altnordischer Segen, der die Disen und Alfen um Schutz, Gesundheit und Wohlstand bittet, lautet:


Heill Disir og Álfr!
Verið mér og mínum til varnar og gæfu.
Gefið oss heilsu, auðn og frið.
Vakið yfir okkur í nótt sem í dag,
svo að við lifum í sælu og friði.

Heil euch Disen und Alfen!
Seid mir und den Meinen zum Schutz und Glück.
Schenkt uns Gesundheit, Wohlstand und Frieden.
Wacht über uns bei Nacht und bei Tag,
damit wir in Heil und Wohlergehen leben.

Lichter in den Rauhnächten

Es liegen jene geheimnisvollen Zeiten zwischen dem Julfest und dem neuen Jahreskreis, beziehungsweise unserem heutigen Weihnachten und dem Dreikönigstag (6. Januar), die seit jeher eine ganz besondere Anziehungskraft ausüben: Die Rauhnächte. Sie sind nicht nur eine Übergangszeit zwischen den Jahren, sondern auch eine Phase, die von Mystik, Tradition und Reflexion geprägt ist. Doch was genau macht diese Zeit so besonders?

Lichter in den Rauhnächten

Die Rauhnächte wurzeln in den alten heidnischen Bräuchen. Die Zahl der Rauhnächte – meist zwölf – steht symbolisch für die zwölf Monate des kommenden Jahres. Es wird gesagt, dass jede Nacht einen Monat repräsentiert und die Erlebnisse oder Träume in dieser Zeit Hinweise auf das kommende Jahr geben könnten. In vielen Regionen wird diese Zeit als Übergangsphase zwischen dem alten und dem neuen Jahr betrachtet, eine Zeit außerhalb der normalen Ordnung.

Mit den Rauhnächten sind zahlreiche Mythen und Traditionen verbunden:

Reinigung und Abschied: Es ist die Zeit des Loslassens. Häuser werden gereinigt, ungelöste Angelegenheiten geklärt und alte Energien verabschiedet. Das Ziel ist es, Platz für das Neue zu schaffen.

Orakeln und Träume: Besonders beliebt ist das Orakeln. Viele Menschen ziehen Karten, führen ein Rauhnacht-Tagebuch oder achten bewusst auf ihre Träume. Diese sollen Einsichten und Vorahnungen für das kommende Jahr liefern.

Räucherrituale: Das Räuchern mit Kräutern wie Salbei, Weihrauch oder Beifuß ist ein fester Bestandteil vieler Rauhnachtsbräuche. Es dient dazu, negative Energien zu vertreiben und Schutz sowie Segen für das Zuhause zu erbitten.

Stille und Innenschau: Die Rauhnächte sind auch eine Zeit der Besinnung. Viele nutzen diese Tage, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen, Dankbarkeit zu zeigen und neue Intentionen für das kommende Jahr zu setzen.

Die Rauhnächte sind eine Zeit des Übergangs: Ob durch Räuchern, Orakeln oder stille Reflexion – diese Nächte laden dazu ein, das Alte loszulassen, innezuhalten und voller Hoffnung und Klarheit in das neue Jahr zu starten.

Lichter in den Rauhnächten

In dunkler Nacht, ein sanftes Glühn,
wenn Winde durch die Zweige ziehn.
Die Rauhnacht flüstert, alt und weise,
die Zeit steht still, die Welt wird leise.

Ein Kerzenlicht, so fein, so klar,
erhellt, was uns verborgen war.
Hoffnung glimmt im Flammenlicht,
führt durch Schatten, zeigt Gesicht.

Ein Zeichen, dass im tiefen Schweigen,
Funken zu den Göttern steigen.
Die Lichter tanzen, ruhig und sacht,
Hüter sind sie in der Nacht.

Der Heidnische Naturzyklus: Ein Leben im Einklang mit den Jahreszeiten

Der heidnische Naturzyklus ist tief verwurzelt in der Beobachtung der natürlichen Rhythmen, die unser Leben und unsere Umwelt bestimmen. In vielen heidnischen Traditionen wurde das Jahr in die verschiedenen Jahreskreisfeste unterteilt, welche den Wechsel der Jahreszeiten und die damit verbundenen Energien reflektieren. Dieser Zyklus ist nicht nur ein spirituelles Konzept, sondern auch eine praktische Art und Weise, sich mit den natürlichen Kräften zu verbinden, die das Leben auf der Erde prägen.

Die Bedeutung des Naturzyklus

Der Naturzyklus im Heidentum beruht auf dem Verständnis, dass die Natur und der Mensch miteinander verflochten sind. In vielen heidnischen Traditionen wird die Erde als lebendig und heilig betrachtet. Sie hat ihre eigenen Zyklen, die sich in den Jahreszeiten widerspiegeln. Diese Zyklen spiegeln den ewigen Tanz von Leben, Tod und Wiedergeburt wider. Das Jahr ist nicht einfach eine Abfolge von Monaten, sondern eine Spirale von Wachstum, Reife, Tod und Erneuerung.

Der heidnische Naturzyklus spiegelt auch die zyklische Natur des Lebens wider. Wie die Jahreszeiten kommen und gehen, so ist auch das menschliche Leben von Perioden des Wachstums, der Reife, des Verfalls und der Erneuerung geprägt. Die verschiedenen Feste des Zyklus helfen, diese Übergänge bewusst zu erleben und zu feiern, sie fördern eine tiefe Verbindung zur Erde und ein besseres Verständnis des eigenen Lebensweges.

Symbolik und Praxis

Jahreszeitliche Rituale: Die Jahresfeste können durch Rituale und Feiern begangen werden. Dies kann von einem einfachen Spaziergang im Wald zu den Jahreszeiten bis hin zu detaillierten Zeremonien reichen, bei denen Opfergaben dargebracht oder Altäre geschmückt werden.

Der heidnische Naturzyklus lädt uns dazu ein, aufmerksamer und bewusster zu leben. Indem wir uns bewusst auf die Zyklen der Natur einlassen, lernen wir, im Einklang mit den natürlichen Rhythmen zu leben und unsere eigenen inneren Zyklen zu erkennen.

Reflexion und Erneuerung: Zu jeder Jahreszeit gibt es Momente der Reflexion und der Selbstüberprüfung. Welche Aspekte unseres Lebens erfordern eine Erneuerung? Wo ist es an der Zeit, etwas loszulassen, und wo können wir neues Leben säen?

Schlussgedanken

Im Grunde kann man den heidnischen Naturzyklus als eine Einladung sehen, mit der Erde und ihren Rhythmen in Einklang zu leben. Er erinnert uns daran, dass alles Leben einem zyklischen Prozess folgt, der nicht nur in der Natur, sondern auch in uns selbst stattfindet. Indem wir uns auf diese Zyklen einlassen, können wir ein tiefes Gefühl der Verbundenheit und des Respekts für die Welt um uns herum entwickeln und unser Leben in Harmonie mit den natürlichen Kräften gestalten.

Ob du dich nun den heidnischen Traditionen zugehörig fühlst oder einfach nach einer Möglichkeit suchst, dein Leben mehr mit der Natur in Einklang zu bringen – der Naturzyklus bietet wertvolle Perspektiven, um den Wandel zu akzeptieren und die ständige Erneuerung zu feiern.