Es gibt sehr viele Anleitungen in der Literatur, in Blogs und auch im Internet, wie Rituale aufgebaut sein können. Interessierten Lesern sei natürlich darauf aufmerksam gemacht, dass sich viel Wissen hierzu auch unter folgendem Link findet: https://www.asentr.eu/festeundrituale.html
Viele Menschen fragen sich an dieser Stelle nach wie vor jedoch oft, wie sich Rituale denn innerhalb des vorgeschlagenen Rahmens entwickeln. Kann man etwas falsch machen? Wie macht man es richtig? Hierzu sei gesagt, dass Rituale etwas sehr individuelles und persönliches sind. Sie hängen zum einen immer stark von dem Zeitpunkt ab, zum anderen aber auch von den Wünschen der Teilnehmenden. Rituale, die auf Grund eines Jahresfestes abgehalten werden, haben einen anderen inhaltlichen Hintergrund, als beispielsweise eine Kindsweihe oder ein Initiationsritus ins Erwachsenenleben. Wie ausgeschmückt ein Ritual dargestellt wird, hängt auch von den persönlichen Vorlieben jedes Einzelnen ab.
Zudem ist auch der richtige Zeitpunkt aus mehrfacher Sichtweise entscheidend. Natürlich sollten Jahresfest bezogene Rituale zeitnah stattfinden. Unser modernes Leben richtet sich in Europa jedoch überwiegend nach christlichen Feiertagen. So wäre doch ein ausschweifendes Mittsommerfest eine echte Verschwendung, wenn ich dies mal eben fix zwei Stunden vor oder nach der Arbeit abhalte. Ähnlich sieht es mit dem Ahnenfest aus. Meine Ahnen werden sich bedanken, wenn ich ihnen mal eben kurz zwischen Tür und Angel zuwinke. Man sollte sich für die Feste Zeit nehmen können, meiner Meinung nach ist das wichtiger, als einen exakten Tag einhalten zu müssen.
Wie aber sieht ein solches Fest überhaupt aus? Wie feiern die Heiden? Im Grunde ganz genauso, wie die Christen, Moslems und Juden auch. Bei uns im germanischen Heidentum nennen wir diese Feste Blot. Wie anderswo auch wird gerne in der Gemeinschaft gefeiert. Der Tag wird besonders bedacht, ist einem bestimmten Ereignis und dazugehörigen Göttern gedacht.
Ein Beispiel: Die Erste Tag-und-Nachtgleiche entspricht im Grunde einem Frühlingsfest. Manche nehmen auch das Sigr-Blot hierfür. Man verabschiedet sich endgültig von dem Winter, bittet Götter wie Freyr, Thor u.a. um ein ertragreiches Jahr und eine günstige Aussaat. Ich habe dafür gesorgt, dass an diesem Tag die Wohnung ganz besonders sauber ist, der vielberühmte Frühjahrsputz. Der ganze Wintermief wurde rausgekehrt. Da ich mit Landwirtschaft wenig am Hut habe und nicht einmal einen Garten besitze, musste der Balkon herhalten. Da es früh im Jahr war, mit den üblichen, noch winterharten Frühjahrsboten. Dies sollte meine „Aussaat“ symbolisieren. Für das spätere Ritual habe ich einen Stein fertig gestellt, der an meine Wünsche über das Jahr erinnern sollte. Diesen werde ich in einem anderen Beitrag auch ausführlicher vorstellen können.
Zum Ahnenfest hingegen habe ich Wert darauf gelegt, diese in mein Blot mit einzubeziehen, auch optisch. Hierfür nutze ich einen starken Ast, der abhängig vom Anlass geschmückt und aufgehangen wird. Ich persönlich neige zu ausschweifender Dekoration. Der Umfang jedoch ersetzt niemals die Liebe, die man hier hat einfließen lassen. Auch für Vorbereitungen oder schmücken des Ritualortes lasse ich mir für gewöhnlich viel Zeit. Für mich beginnt das Blot schon hier, denn schon diese Momente nutze ich für eine innere Besinnung. Für mich haben Rituale immer etwas Besinnliches. Egal, was währenddessen geschieht, es regt meine Gedanken an, die ich oft auch mit den Göttern teilen möchte.
Für mich persönlich gibt es für alles auch einen Preis. Mache ich ein kleines Ritual, in dem ich für persönliche Unterstützung bitte, so sollte die dementsprechende Gabe einen ähnlichen ideellen Wert besitzen. Uns sei es der Aufwand und die Mühe, die man hier herein gesteckt hat, nicht unbedingt der materielle Wert. Dies bedeutet aber auch, Teil der Opfergabe nicht den Apfel werden zu lassen, den man am nächsten Tag eh weggeworfen hätte, da man ihn nicht mehr für genießbar hält.
Zu jedem Fest gehört auch ein entsprechendes Ritual, welches sich deutlich von gewöhnlichen Alltagsritualen, die der eine oder andere vielleicht praktizieren mag, abhebt. Hier gibt es einen Augenblick der Besinnung, die Gedanken werden auf den Anlass des Blots gelenkt. Der Ort des Rituals ist meist ebenso besonders. Nicht jeder hat einen eigenen Hain zu Hause, der sich hierfür eignet. So behilft man sich mit Orten, die Überbleibsel längst vergangener Zeiten sind. Dies sind sie nämlich möglicherweise nicht umsonst. Hügelgräber sind sehr beliebt, alte Eichen auf Feldern, Quellorte. Vielleicht weiß man sogar von alten Ritualplätzen. Wenn es die Umstände nicht anders zulassen, kann es aber auch das eigene Heim sein. Dort wähle ich am liebsten meine Küche, da sich hier das Leben abspielt. Auch diese wird dann besonders hergerichtet, um dem Anlass zu würdigen.
Zu Beginn eines jeden Rituals wird der Ort abgegrenzt, durch das Bilden eines Kreises, wie man ihn am Ehesten vermutlich von den Wicca kennt. In jeder Tradition ist es üblich, sich nach den Himmelsrichungen zur Schließung dieses Kreises zu orientieren. Der Ablauf ist dann jedem selbst überlassen. Die einen mögen es lieber pompös und mysteriös und stellen Kerzen symbolisch hierfür auf, den anderen genügt eine kurze Anrufung der Götter und Elemente. Ist dies erledigt folgt eine kurze Ansprache, die erinnert, warum man sich getroffen hat und was dieser Tag zu bedeuten haben mag. Man richtet seine Gedanken an die Götter, an die Ahnen und die Gemeinschaft, laut oder im Stillen. In einem Trinkhorn (ich selbst nutze alte Tonkrüge meiner Großmutter und bilde so einen engen Bezug zu meinen Ahnen) befindet sich Met, tatsächlich das Lieblingsgetränk unserer Götter. Dieses wird herumgereicht und jeder opfert ein Schluck an die Götter und trinkt schließlich selbst einen, bevor er das Gefäß an den Nächsten weiterreicht.
Feuer und Räucherwerk unterstützen das Ritual, auch sind Opfergaben üblich. Diese kann man der Erde opfern, indem man sie begräbt, oder sie werden dem Feuer übergeben. Bei dem Opfer kommt es nicht immer auf den finanziellen Wert an. Viel wichtiger ist es meiner Meinung dabei, dass man sich Gedanken darüber macht, was man opfern möchte und warum man dies tut. Außerdem sollte man sich Mühe gegeben haben. Mal schnell zur Tankstelle einen Strauß Blumen kaufen ist eher nicht mein Stil. Da gehe ich lieber zum Blumenfeld und schneide die Blumen selbst, wähle sie sorgsam aus und lasse mir Zeit hierbei. Wenn es nicht anders geht, nehme ich auch den Blumenhändler um die Ecke, binde aber danach einen selbst erstellten Strauß und ergänze ihn aus eigenen Mitteln. Thematisch sollte das Opfer zum Fest oder zur Bitte, die man eventuell an die Götter richtet, passen. Ein wenig Grübeln finde ich, zeigt den nötigen Respekt den Göttern gegenüber.
Das Blot endet mit einer ausgiebigen Feier. Ein reich gedeckter Tisch, gerne mit handgemachten Lebensmitteln. Ein selbst gebackenes Brot, frisch gemachte Frikadellen u.ä. bieten sich hier an. Ich sage immer, gestalte ein Festmahl, wie du es besonders lieben Freunden gegenüber gestalten würdest, dann kannst du nicht viel verkehrt machen.