Auf freundlichen Hinweis einer lieben Leserin bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, dass ich tatsächlich schon seit einiger Zeit gar keine Übersicht der Jahreskreisfeste angefertigt habe. Hmm, sollte mir das etwa zu denken geben? Werde ich alt, vergesslich… oder gar nachlässig…? Das mögen nur die Götter wissen. Aber sie sind mir weiterhin hold, so wie ich ihnen. Von daher sind das ganz gute Zeichen. Genau wie ich jene Zuschrift als gutes Zeichen werte, denn so weiß ich, dass es nicht nur mir allein nützt, sondern auch anderen. Und daher möchte ich hier nun die Übersicht der Jahreskreisfeste 2023 geben, wie sie aus meiner Sicht zutreffen. Warum schreibe ich das so?
Aus zwei Gründen. Erstens, weil man natürlich zu jeder Zeit ein Blót aus den verschiedensten Gründen abhalten kann. Und zweitens, weil es etliche Seiten im Netz gibt, auf denen Jahresfeste nach Datum, Mondphasen usw. sortiert zu finden sind – und im gleichen Atemzug vorschreiben wollen, wie man dies oder jenes genau so und nicht anders zu tun hätte. Hmmm… will man das?!
Nein, ich brauche das nicht und ihr sicher auch nicht. Von daher will ich das bewusst nicht! So ist meine Übersicht keinesfalls zu verstehen. Sie bietet Anhaltspunkte. Meine Beweggründe lassen sich anhand meiner ausführlichen Beschreibungen (auf Asentr.eu Jahreskreisfeste) nachlesen und für jeden transparent nachvollziehen. Die überlieferten Quellen aus den Sagas usw. kann man für sich akzeptieren oder eben auch nicht. Das bleibt jedem selbst überlassen. Klar, ich bin natürlich davon überzeugt – und zwar nicht, weil die Artikel nun ausgerechnet aus meiner Feder stammen. Sondern weil ich auf Basis der überlieferten Stellen der Meinung bin, dass es so stimmig ist. Obschon ich auch weiß, dass sich natürlich auch hier und da Ungenauigkeiten, Flüchtigkeitsfehler oder was auch immer eingeschlichen haben könnten. Keine unserer Seiten ist Verkünder alleiniger Wahrheit. Ganz wichtig, bitte immer im Hinterkopf behalten. Davon gibt’s schon genug und dies entspricht nicht meiner Interpretation der Alten Sitte!
Sonnenwenden und Tagundnachtgleichen (Nordhalbkugel)
- Wintersonnenwende = Mi. 21.12.2022 (22:47)
- Frühlings-Tagundnachtgleiche = Mo. 20.03.2023 (22:24)
- Sommersonnenwende = Mi. 21.06.2023 (16:57)
- Herbst-Tagundnachtgleiche = Sa. 23.09.2023 (08:49)
- Wintersonnenwende = Fr. 22.12.2023 (04:27)
Jahreskreisfeste 2023
- Disenblót = 04./05.02.2023
- Ostara = 19./20.03.2023
- Sigrblót = 04./05.05.2023
- Mittsommerblót = 21.06.2023
- Herbstblót = 23.09.2023
- Winternächteblót = 28.10.2023
- Julblót = 21./22.12.2023
Zeitliche Einordnung zum Nachlesen
Die zeitliche Einordnung der einzelnen Festzeitpunkte und deren Abwägungen können auf der Seite zum jeweiligen Fest nachgelesen werden.
- Julblót (Wintersonnenwende)
- Disenblót (Februar Vollmond u. Winternächte)
- Frühjahrsblót (Tagundnachtgleiche)
- Sigrblót (Ende April, Vollmond)
- Mittsommerblót (Sommersonnenwende)
- Herbstblót (Tagundnachtgleiche)
- Winternächteblót (Oktober Vollmond)
Mondkalender 2023
www.timeanddate.de/mond/phasen/
Er (der Germane) sah in der Welt und im Leben eine geheimnisvolle Ordnung walten, die, menschlicher Verfügung entzogen, seinem Dasein Grundlage und Richtung gab. Seine Religion war der Glaube an die göttlichen Mächte, die diese Ordnung bestimmen und erhalten, und das Bewußtsein, von ihnen in seiner ganzen Existenz abhängig zu sein und ihnen darum Verehrung und Opfer zu schulden.
(Baetke, Das Heilige im Germanischen)
Das fließende Jahresschema
Mein Verständnis vom Jahreskreis orientiert sich weniger an der absoluten Festlegung gewisser Fixpunkte, wie dies die Liste der Jahreskreisfeste vermuten lassen könnte. Vielmehr sehe ich diese Festzeitpunkte als Ankerpunkte innerhalb der Jahresabschnitte. Die Grafik soll das etwas verdeutlichen. Damit möchte ich sagen, daß ich zum Beispiel das Disenblót nicht zwingend genau an dem oben genannten Termin abhalten muß, wenn es draußen stark stürmt und ohne Ende regnet. Manche machen das vielleicht, weil sie drauf beharren – bitte, unbenommen – das kann man gern so halten. Ich sehe das aber anders. Meinem Verständnis nach beginnt ein fließender Zeitraum, der dann in den nächsten übergeht. Die Zeit nach Jul, dem noch winterkalten Frühjahr und Ostara ist ein gutes Beispiel. Die Julzeit geht mit Ende der Rauhnächte ja nicht schlagartig in den Frühling über. Dazwischen liegt die Festzeit der Disen (Dísir). Natürlich kann man einen Festzeitpunkt für sein Blót planen, denn es heißt ja nicht, daß all dies völlig ungeplant vonstatten geht. Wenn der Zeitpunkt zum Vollmond jedoch nicht günstig erscheint, so ist damit die Zeit der Disen nicht vorüber… sondern hat erst begonnen, bis sie fließend in den Frühling (Ostara) übergeht. Ich hoffe, daß die Grafik dies halbwegs klar werden lässt.