ASATRU in der Spielewelt

Das Thema Wikinger und nordische Mythologie ist im Augenblick hoch aktuell und findet dementsprechend auch hohen Einzug in digitale Medien jeglicher Art. Nicht nur Serien sondern auch mit großer Vorliebe beschäftigen sich Computerspiele mit der Thematik. Ich habe mir ein paar dieser Spiele angesehen, die ich persönlich am spannendsten, innovativsten und/oder liebevollsten finde. Bitte berücksichtigt, dass es sich hier um persönliche Meinungen handelt, ich mich über einen weiteren Austausch in den Kommentaren aber sehr freuen würde.

THE FROSTRUNE

Mein ganz persönlicher Favorit und dies hat mehrere Gründe. Erst einmal zu dem Spiel selbst: Es handelt sich hier um ein klassisches Point-and-Klick-Spiels eines unabhängigen Entwicklers. Die Spielzeit ist recht kurz, aber liebevoll gefüllt worden. Die Rätsel sind eher leicht und gut lösbar. Das Spiel ist ab 12 Jahren geeignet. Seit 2017 ist es für den PC erhältlich, mittlerweile gibt es dies auch als App für das Smartphone. Ich habe die PC-Version gespielt.

Die Geschichte: Nach einem Sturm strandet man mit seinem Schiff auf einer kleinen Insel, auf der man rasch ein verlassenes Dorf findet. Wie es aussieht, wurde alles hektisch stehen und liegen gelassen. Während man über die Insel wandert, versucht man dem Mysterium der verschwundenen Menschen auf die Spur zu kommen. Ganz nebenbei taucht man ein in die Welt der nordischen Mythologie.

Und dies ist für mich auch der große Pluspunkt des Spiels, besonders angenehm an dieser Stelle ist der folkloristische Hintergrund und die Einwebung von Gebräuchen und Legenden. Es beschäftigt sich weniger mit den „altbekannten“ und wiederkehrenden Fakten, sondern geht in die Tiefe, ohne aber Unwissende zu überfordern. Dies alles wirkt nicht aufgesetzt oder präsentiert, sondern verwebt sich geschickt mit der Geschichte des eigentlichen Spiels. Fans der bekannten Band Wardruna werden sich freuen, diese unterstützten den Soundtrack des Spiels, der generell sehr atmosphärisch ist.

Wer sich für Asatru, nordische Mythologie und das Leben zu der Hochzeit dieser Kultur interessiert, der findet in The Frostrune ein angenehmes und kurzweilig interaktives Lehrstück. Ich kann dieses Spiel nur wärmstens empfehlen!

HELLBLADE: SENUAS SACRIFICE

Dieses Spiel ist ein Meisterwerk der Videospielindustrie und erschien ebenfalls 2017 für den PC. Es enthält komplexes und dichtes Storytelling und eine hervorragende Leistung der Synchronsprecher. ABER das Spiel ist nichts für schwache Nerven, denn es schreckt weder vor physischer noch vor psychischer Gewalt zurück. Es zeigt die Abgründe der Schizophrenie, welches den Schwerpunkt der Entwickler zeigt. Hierfür haben diese viel Zeit mit intensiver Recherche verbracht und es wurden mehrere Menschen mit in die Entwicklung des Spiel einbezogen, die von Schizophrenie betroffen sind.

Die Geschichte handelt von der jungen Piktin Senua, die nach Helheim reist, in der Hoffnung ihren Geliebten von dort zurückzuholen, der von Invasoren geopfert worden war. Trotz, dass es sich hier also nicht um Senuas eigene Religion handelt, erfährt der Spieler viel über die Sagen der Edda. Da es sich hierbei jedoch eher um die Hintergrundgeschichte handelt, muss der Spieler auch bemüht sein, sich die Zeit zu nehmen nach den einzelnen Geschichtsschnipseln zu suchen. Diese sind dann sehr detailgetreu und liebevoll erzählerisch inszeniert.

Wenn man sich gezielt über nordische Mythologie und Asatru informieren möchte, würde ich das Spiel nicht unbedingt empfehlen, da es einen ganz anderen Schwerpunkt setzt und der Spieler für das Spiel geeignet sein muss. Spielt man das Spiel sowieso und interessiert es, ob die Inhalte des Spiel geeignet sind, um sich ein glaubhaftes Bild über die Mythologie zu machen, würde ich sofort sagen: Ja. Die Macher haben sich bei ihrer Recherche hier ebenso Mühe gegeben, wie auch bei The Frostrune, wenn es sich hierbei auch auf Basiswissen beschränkt. Das Spiel selbst ist ein nicht so schnell zu vergessendes Erlebnis, auch wenn es einer emotionaler Achterbahn gleicht.

ASSASSINS CREED: VALHALLA

Der neueste Teil der Assassin’s-Creed-Serie, die unter Spielern sicher bekannt sein dürfte. Er erschien 2020 für den PC. Auch hier haben sich die Macher entschieden, dass Wikinger-Zeitalter zum Thema zu machen, sicher auf Grund der aktuellen Popularität. Ob sie sich damit einen Gefallen getan haben – selbst da bin ich unschlüssig. Ignoriert man Assassin’s Creed und arrangiert sich damit Valhalla zu spielen, ist es erträglich und der leicht bittere Beigeschmack verschwindet. Dass es sich hierbei dennoch um eine typische Ubisoft-Geldmaschine handelt, die selbst vor Ingame-Shops nicht zurückschreckt, zerstört das Spielerlebnis an der ein oder anderen Stelle leider jedoch.

Aber zum Wesentlichen, denn unser Fokus liegt auf der Frage, wie sich mythologische Inhalte zeigen. Hier muss ich sagen, gefällt mir die Arbeit der Entwickler sehr. Die Geschichte ist kurz erzählt: Die Hauptfigur Eivor muss sich aus Norwegen zurückziehen und sucht sein Glück zusammen mit seinem Bruder im neu entdeckten England. Es handelt sich um ein klassisches Rollenspiel, dass etliche Stunden Spielzeit beinhalten kann. Auch hier ist angemerkt, dass sich Konfliktsituationen meistens nicht friedlich lösen lassen.

Der große Pluspunkt an dem Spiel bleibt, die selbstverständliche Einbeziehung der Kultur und Religion Eivors in den Handlungsverlauf. Auch hier wirkt nichts aufgesetzt oder präsentiert, sondern überaus authentisch und liebevoll. Dennoch bleiben einige Punkte Geschmackssache. Eivor reist in Visionen nach Asgard und schlüpft dort in die Rolle Odins. Hier wird die Edda im Schnelldurchlauf erzählt. Kennt man sich gut aus, erkennt man viele Geschichten in den kleinen Handlungen wieder und dies regt manchmal zum Schmunzeln oder Nachdenken an. Kennt man die Geschichten jedoch nicht, muss man sagen, dass sie zu stark verändert und gerafft wurden, um als Wissensübermittlung zu dienen. Sie sind nicht falsch, aber auch nicht wirklich richtig.

Kurioserweise wirkt die Darstellung der Welt Asgard, als hätten Odin und Kohorten den Olymp erobert. Der Eindruck wird durch die Vielzahl römischer/griechischer Ruinen verstärkt. Das Rätsel klärt sich nicht wirklich. Die Jötun sehen aus, als wären sie direkt von Marvel gecastet worden. Natürlich ist dies persönliche Auslegungssache, aber wirklich überzeugt hat mich diese Darstellung leider nicht.

Fasst man den kurzen Ausflug in die Videospielwelt zusammen, muss ich sagen, dass ich bei den drei ausgewählten Kandidaten deutlich erkennen kann, dass sich die Entwickler ernsthaft mit der Thematik auseinandergesetzt haben und sich deutlich Mühe gaben. Dies trifft auf alle drei ausnahmslos zu. Den größten Lernerfolg erzielt jedoch The Frostrune. Möchte dies jemand gerne einmal ausprobieren, wünsche ich viel Spaß beim Spielen!

Waldstallar

Abendlich schon rauscht der Wald
Aus den tiefen Gründen,
Droben wird Allvater nun bald
Die hellen Sterne entzünden
Und im blauen Gewand uns künden
Abendlich nun rauscht der Wald.

(Eichendorff abgewandelt)

Letztens stand ich draußen an meinem Holzstapel und blickte auf das teilweise gespaltene Holz. Dabei fiel mir ein Buchenstamm ins Auge, oder eher das Stück eines Stamms. Denn dieser war aufgespalten und wie es das harte Buchenholz oft so an sich hat, spaltet es sauber entlang der Holzfaser, so dass sich manchmal fast so etwas wie kleine Brettchen bilden. Nun wog ich eben so eines prüfend in den Händen und dachte dabei an meine Runden durch die mecklenburger Waldeinsamkeit… wie sich ein kleiner Holzaltar wohl in so einer Waldlichtung machen würde?

Gut. Gut macht er sich, geradezu prächtig wie man auf dem Bild sieht. Das erwähnte Buchenstück habe ich grob zugesägt und geschliffen, so dass sich eine schöne Oberfläche ergibt. Die Füße habe ich dann geschmiedet, ebenso den Ring.

Als Freund der einfachen und archaischen Formen ist dies ein Stallar, also ein kleines Altartischchen zur leichten Mitnahme im Rucksack gedacht auf Streiftouren durch den Wald oder Blót-Wanderungen. Es gibt so viele erhabene Momente in manch waldlichtdurchfluteter Lichtung die zur kurzen Einkehr einladen, gerade dies in einer gerahmten Form zu zelebrieren.

Nun habe ich noch mal in meinem Holzstapel gestöbert und ein paar weitere Holzbohlen aus Eiche zugerichtet. Besonders nach dem Feinschliff bekommt Eiche eine ganz tolle Oberfläche. Die Götter werden’s danken, von so einem Stallar verehrt zu werden… 😉 Demnächst werde ich mit einem Freund eine langgeplante Sigrblót-Wanderung antreten und den Waldstallar dazu mitnehmen. Darüber hinaus werde ich wahrscheinlich noch einen aus dem erwähnten Eichenholz bauen und dann überlegen, ob ich den hier unter Unikate reinstelle. Bis dahin… es rauscht der Wald.

Wo göttliche Mächte walten

Wenn ich hin und wieder in den alten Eddas und Sagas lese, dann werde ich mir oft der Tatsache bewusst, wie nüchtern die Menschen dieser Zeit ihren Alttag bestritten. In der Bestellung des Ackers, beim Fischfang und bei der Schifffahrt oder im Kampf mit einem Gegner fühlten sie sich offenbar recht wenig von kultischen Vorschriften behindert. Sie pflegten einen geradezu natürlichen Umgang mit ihrem von göttlichem Wirken durchzogenem Leben und zollten den religiösen Grundlagen dennoch gebührenden Respekt.

Heute ist das nicht anders: Unser alltägliches Leben und Handeln ist eingebettet in eine unverrückbare Ordnung, in der die göttlichen Mächte zwar nicht immer wahrnehmbar im Blickfeld stehen, doch in entscheidenden Momenten eine unmittelbare Rolle spielen können.

Nun stand ich letztens in meiner Werkstatt und dachte, wie schön kreatives Schaffen, gestaltende Kräfte, die richtigen Einfälle und Verwirklichung doch sind. Diese Orte der Inspiration können ganz unterschiedlich sein. Und dann kommen doch manchmal diese Momente, in denen die Hülle des profanen Alltags aufreißt und einen innehalten lässt. Für diese Augenblicke der kurzen Einkehr ohne größere kultische Vorschriften habe ich mir so meine Ecken eingerichtet – in der Werkstatt zum Beispiel… eine Götterecke…

Ein zweiter Bereich befindet sich in unserem Hauswirtschaftsraum, in dem ebenfalls eine kleine Werkbank von mir steht – darüber dann dies:

Diese kleinen häuslichen Götterecken erinnern jederzeit daran, dass das Heilige im Leben überall anzutreffen ist und nicht nur im Heiligtum, Tempel oder während der Jahresfeste. Etwas weitergefasst lässt sich auch sagen, dass sich die Tradition des Hausaltars fast überall auf der Welt wiederfinden lässt und oft sehr weit zurückreichen.

Den Wuchs lenkt das Wetter

Traue nicht dem frühbesäten Acker, sagt ein Eddaspruch (Hávamál 88), denn veðr ræðr akri, was soviel heißt wie… den Wuchs lenkt das Wetter.

Früher war es so, dass die Ernte nicht das Ergebnis einer Produktionsschlacht gewesen ist, sondern eine Gabe, die dem mitunter von Entbehrungen geprägten Dasein mühsam abgerungen werden musste. Dafür war mancherlei Segen nötig; der Segen der Götter, welche beim Frühlingsopfer angerufen wurden, die huldvolle Hilfe der Landwichte und anderen Wesen in Feld und Flur und zuletzt auch das Wohlwollen der freundlichen Ahnengeister. Dieser Segen war notwendig, um die Gabe der oft harschen Umwelt abzutrotzen – einer Umwelt, in die plötzlich feindliche Mächte einbrechen konnten: übermäßige Dürre oder starke Nässe, Hagelschlag und Gewitterstürme, Überschwemmungen oder Bergsturz können in einem Augenblick die Aussicht auf eine gute Ernte zunichte machen.

Auch heute erleben wir noch dieses Zusammenwirken mit der Natur, sei es auf dem Hof und im Garten oder bei kleinen wie großen Pflanzen. So wird das alltägliche Leben zwar noch nicht zu einer fortwährenden heiligen Handlung, aber es bekommt in einigen Momenten doch eine gesteigerte Intensität, die unmittelbar in die Sphäre der Götter hineinreicht. Daher wird der Lauf des Jahres – und des Lebens – von althergebrachten Kulthandlungen begleitet, die in den bedeutungsvollen Augenblicken in feierliche Feste münden. Im Grunde kann man sagen, dass im profanen Alltag immer auch ein Hauch des religiösen Erlebnisses im Hintergrund mitschwingt. Das nimmt man oft gar nicht wahr, weil Arbeit, Anspannung und Beschäftigung in den Vordergrund rücken. Doch hin und wieder erscheinen diese kurzen Momente, die die Aussicht auf den sonst verhüllten Hintergrund aufreißen.