Wenn ich hin und wieder in den alten Eddas und Sagas lese, dann werde ich mir oft der Tatsache bewusst, wie nüchtern die Menschen dieser Zeit ihren Alttag bestritten. In der Bestellung des Ackers, beim Fischfang und bei der Schifffahrt oder im Kampf mit einem Gegner fühlten sie sich offenbar recht wenig von kultischen Vorschriften behindert. Sie pflegten einen geradezu natürlichen Umgang mit ihrem von göttlichem Wirken durchzogenem Leben und zollten den religiösen Grundlagen dennoch gebührenden Respekt.
Heute ist das nicht anders: Unser alltägliches Leben und Handeln ist eingebettet in eine unverrückbare Ordnung, in der die göttlichen Mächte zwar nicht immer wahrnehmbar im Blickfeld stehen, doch in entscheidenden Momenten eine unmittelbare Rolle spielen können.
Nun stand ich letztens in meiner Werkstatt und dachte, wie schön kreatives Schaffen, gestaltende Kräfte, die richtigen Einfälle und Verwirklichung doch sind. Diese Orte der Inspiration können ganz unterschiedlich sein. Und dann kommen doch manchmal diese Momente, in denen die Hülle des profanen Alltags aufreißt und einen innehalten lässt. Für diese Augenblicke der kurzen Einkehr ohne größere kultische Vorschriften habe ich mir so meine Ecken eingerichtet – in der Werkstatt zum Beispiel… eine Götterecke…
Ein zweiter Bereich befindet sich in unserem Hauswirtschaftsraum, in dem ebenfalls eine kleine Werkbank von mir steht – darüber dann dies:
Diese kleinen häuslichen Götterecken erinnern jederzeit daran, dass das Heilige im Leben überall anzutreffen ist und nicht nur im Heiligtum, Tempel oder während der Jahresfeste. Etwas weitergefasst lässt sich auch sagen, dass sich die Tradition des Hausaltars fast überall auf der Welt wiederfinden lässt und oft sehr weit zurückreichen.